Newsticker
Schlagzeilen, Meldungen und alles Wichtige
Die Nachrichten heute: Newsticker, Schlagzeilen und alles, was heute wichtig ist, im Überblick.
Zum Newsticker
  1. Home
  2. Wirtschaft
  3. Paketzustellung: Weihnachten droht das Chaos

Wirtschaft Engpass bei Zustellungen

Paketdienste ziehen vor Weihnachten die Notbremse

Korrespondent
Kommen die Weihnachtsgeschenke pünktlich?

Weihnachten und damit die Zeit der Geschenke rückt immer näher. Die Gewerkschaft ver.di droht jetzt mit Streiks beim Versandriesen Amazon. Sie strebt damit einen Tarifvertrag an.

Quelle: N24/Kevin Knauer

Autoplay
Einige Paketdienste fürchten ein Chaos in den anstehenden Weihnachtswochen.
  • Dann werden in Deutschland an Spitzentagen mehr als 15 Millionen Pakete zugestellt.
  • Erstmals könnte der Fall eintreten, dass Online-Besteller nicht sämtliche Pakete geliefert bekommen.

Einige Paketdienste fürchten ein Chaos in den anstehenden Weihnachtswochen, wenn in Deutschland an Spitzentagen mehr als 15 Millionen Pakete zugestellt werden. Die Unternehmen ziehen deshalb die Reißleine und vereinbaren mit jenen Online-Versendern, die zu ihren Kunden gehören, feste und begrenzte Mengen auszuliefernder Warensendungen. Das bedeutet: Erstmals könnte in der Weihnachtszeit der Fall eintreten, dass Online-Besteller nicht sämtliche Pakete nach Hause geliefert bekommen. Verbraucherschützer raten den Bestellern ohnehin, möglichst zeitig und weit vor den Feiertagen ihre Online-Einkäufe zu erledigen.

In der Logistik in Deutschland ist das eine Neuheit: Paketdienste wollen nur noch das zusagen, was sie nach eigener Einschätzung der Lage auch tatsächlich zu ihren Standards bewältigen können. Für die Firmen ist das eine radikale Umkehr. Bislang galt unter den Managern der Zustelldienste der Satz „Menge hilft“: Auslastung wurde selbst zu niedrigem Preis angenommen, Hauptsache, die Sortieranlagen und Paketwagen waren voll belegt.

Doch dies verkehrt sich nun in das Gegenteil. Die unaufhörlich steigenden E-Commerce-Bestellungen der Deutschen lehren die Paketdienste das Fürchten. Mehr als drei Milliarden Pakete werden in diesem Jahr an Haushalts- und Firmenadressen zugestellt. Für die Paketzusteller ist es absehbar, dass sie die Paketsendungen in der anstehenden Hochsaison nicht allesamt bis zur Haustür werden bringen können. Es fehlen Fahrer und Fahrzeuge, und es mangelt an Platz in den Städten. Den zu erwartenden Ärger der Paketkunden wollen sie nicht über Gebühr riskieren – denn dieser Unmut ist heute schon massenhaft in Blogs oder Internetforen zu finden. Die Firmen geben die Missstände durchaus zu: Die Zahl der Reklamationen steigt nach ihrer Aussage deutlich an.

Bislang haben die Paketdienste für die Monate am Jahresende Zigtausende Fahrer und Fahrzeuge zusätzlich eingestellt oder angemietet und die Arbeitszeiten auf die gesamte Woche ausgedehnt. Dies geschieht auch in diesem Jahr. Mehr als 20.000 Saisonkräfte werden es bei der Post-Tochter DHL sowie bei den Wettbewerbern Hermes, GLS und DPD sein. Hinzu kommen rund 10.000 Kleinlaster von Autoverleihern. Doch das scheint nun nicht mehr auszureichen. Denn an Werktagen in der Weihnachtszeit liegen die Paketmengen im Durchschnitt um 50 Prozent über den Zahlen im Rest des Jahres.

Engpässe schon in den Herbstferien

Konkret hat der zur Otto Group gehörende Paketdienst Hermes mit seinen Kunden in Verträgen sogenannte regionale Mengenobergrenzen festgelegt, die transportiert werden. Was darüber hinausgeht, bleibt liegen. Bislang gab es solch starre Grenzen in den Geschäftsbeziehungen nicht. Hermes fährt für alle großen Online-Versender von Amazon bis Zalando Waren aus. Rund ein Drittel der Aufträge stammt von Gesellschaften aus dem Mutterkonzern Otto.

„Wir mussten ein Signal setzen, dass es so nicht weitergehen kann“, sagte Hanjo Schneider, Logistikvorstand der Otto Group, der WELT. In den vergangenen Jahren seien die Mengen bis direkt vor Weihnachten enorm angestiegen. Bis zu 20 Prozent mehr Paketkartons seien es bei einzelnen Online-Händlern gewesen. Der Paketdienst habe dies nur mit einem hohen personellen und auch wirtschaftlichen Aufwand bewältigen können. Doch in diesem Jahr sei es anders, schon in den Herbstwochen habe es Engpässe gegeben. „Wir sehen erste Anzeichen, dass wir unser Versprechen nicht mehr einhalten können“, sagte Schneider, der auch für Hermes verantwortlich ist.

Quelle: Infografik Die Welt

Einen Grund für die Probleme sieht der Manager in dem ruinösen Preiskampf der Branche. Große Online-Händler drücken die Zustellpreise auf zwei Euro und weniger für eine Ablieferung. Doch dafür lässt sich kein Paket mit dem Lkw quer durch Deutschland transportieren, in großen Hallen sortieren und von den Mitarbeitern in den Städten ausfahren. Befeuert wird der Preiswettbewerb vom Marktführer DHL. Die anderen Zustelldienste halten bislang kaum dagegen und drängen auf eine Kursänderung. „Wir brauchen andere Preismodelle und auch höhere Preise, sonst sind die Paketdienste am Ende die Verlierer des Paketbooms“, sagte Schneider.

Gewinnwarnung wegen des Weihnachtsgeschäfts

In den USA gibt es diese Reaktion bereits: Marktführer UPS hat frühzeitig angekündigt, während der Weihnachtswochen von den amerikanischen Versandkunden höhere Zustellpreise zu verlangen. In der Entscheidung wirkten Erfahrungen aus den Vorjahren nach: UPS musste an der Börse Gewinnwarnungen aussprechen, weil der Aufwand für das teure Weihnachtsgeschäft die Zahlen stark belastet hatte.

Natürlich können die betroffenen Einzelhändler versuchen, zusätzliche Paketsendungen bei Konkurrenten unterzubringen. Doch auch dort sieht die Lage nicht anders aus: So hat der Paketdienst GLS gerade angekündigt, in den Weihnachtswochen keine neuen Aufträge mehr anzunehmen und die Zustellarbeit auf vorhandene Kunden zu beschränken. „Wir wollen für die Bestandskunden die Qualität und Zuverlässigkeit sicherstellen. Daher starten in dieser Phase keine Neukunden“, heißt es bei dem Paketdienst. Beim Wettbewerber DPD gibt es zwar keine definierte Grenze, wenn es um Extramengen geht. „Wir prüfen, ob wir das dann möglich machen können. Aber auch unsere Möglichkeiten haben ihre Grenzen“, sagte eine Konzernsprecherin.

Vom Marktführer DHL sind derartige Absichten nicht bekannt. „Wir planen so etwas nicht“, sagte eine Unternehmenssprecherin. Auch die Post-Tochter muss für die Zustellung in den Weihnachtswochen einen enorm hohen Aufwand betreiben. Anders als im Briefversand, in dem die Zustellung am nächsten Werktag gesetzlich geregelt ist, gibt es bei den von der Post zugestellten Paketen keine festen Fristen. Bei Personalengpässen kommt es daher vor, dass Paketsendungen mehrere Tage unterwegs sind. Auch entledigen sich die Paketfahrer ihrer Sendungen gern über den Einwurf der Paketkarte in den Briefkasten. Ist der Empfänger nicht zu Hause oder geht gerade nicht an die Tür, muss er sich die Ware in einer Postfiliale selbst abholen – was wiederum noch mehr Ärger bei der Kundschaft auslöst.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema